Die Energiewende treibt teils bizarre Blüten – Der Endkunde als Leidtragender

Der Vorstandsvorsitzende des Regionalversorgers N-Ergie, Josef Hasler, kommentiert die Entscheidung zum Bau eines neuen Gaskraftwerkes in Irsching, obwohl dort bereits zwei Gas-Blöcke so gut wie nie zum Einsatz kommen. Vorangegangen ist eine Entscheidung des Übertragungsnetzbetreiber Tennet, der nach einer Ausschreibung der besonderen netztechnischen Betriebsmittel dem Versorger Uniper den Zuschlag zum Bau eines neuen Gaskraftwerkes mit 300 MW Leistung erteilt hat.

 "In Irsching bei Ingolstadt stehen seit Jahren zwei der weltweit modernsten Gaskraftwerke weitgehend still und direkt daneben wird im Auftrag von Tennet ein neues Gaskraftwerk gebaut. Klingt absurd? Ist es auch. Die beiden bestehenden Kraftwerke Irsching 4 und 5 werden seit Jahren praktisch zwangsannektiert. Als systemrelevant für die Netzstabilität eingestuft dürfen sie nicht stillgelegt werden und den Betreibern Uniper, Mainova und N-ergie entsteht allein für Irsching 5 ein jährlicher Verlust in zweistelliger Millionenhöhe. Denn die Bundesnetzagentur vergütet lediglich die wenigen Stunden, an denen die Kraftwerke auch tatsächlich im Einsatz sind, was die Kosten bei Weitem nicht abdeckt.
 
Irsching 6 wird in einigen Jahren überflüssig

Anders das neue Kraftwerk, das für die Übertragungsnetzbetreiber als netztechnisches Betriebsmittel dient und neu ausgeschrieben wurde. Als wirtschaftlich denkende Unternehmen haben die Anbieter mindestens ihre Kosten berücksichtigt. Kurz: das neue Kraftwerk ist deutlich teurer, dafür wird es möglicherweise jedoch nie zum Einsatz kommen. Denn in der Rangfolge der Netzreserve haben die Kraftwerke Irsching 4 und 5 Vorrang vor dem Block 6. Dieser ist lediglich als Sicherheitspuffer für besondere Ereignisse vorgesehen, wenn etwa größere Anlagen ausfallen und die Netzsicherheit gefährdet ist. Nach der Logik von Bundesnetzagentur und Regierung wird Irsching 6 nach dem Ausbau der Übertragungsnetze in einigen Jahren nicht mehr benötigt. Was bleibt, ist dann eine teure Investitionsruine.

Leidtragende dieser Politik sind die Stromkunden - vor allem die Haushaltskunden sowie die kleineren und mittleren Unternehmen. Denn sie zahlen doppelt: für ein Kraftwerk, das vielleicht nie zum Einsatz kommt und zugleich für den Ausbau der Übertragungsnetze.

Prinzipiell ist es ja richtig, im Süden Deutschlands Gaskraftwerke als Ergänzung zu den volatilen Energien aus Wind- und Solarkraft zu erstellen. Allerdings müsste dann der Ausbaubedarf der Übertragungsnetze neu und ergebnisoffen bewertet werden. Bereits jetzt liegt der deutsche Strompreis im europäischen Vergleich mit an der Spitze. Steigt er durch eine fehlgeleitete Energiepolitik immer weiter an, untergräbt dies letztlich den Rückhalt für die Energiewende. Soweit darf es nicht kommen."